Ritalin – Wunderdroge oder einfach nur eine Droge?

Abgelegt unter: Medikamente von Beccy am 21 May 2010 um 8:59 Uhr

Ritalin ist ein beliebtes Amphetaminderivat zur Leistungssteigerung, dessen Absatz in den letzten zehn Jahren in die Höhe schnellte. Aber ist eine Steigerung der Leistung auf Rezept tatsächlich möglich? Und welche Risiken gibt es?

Ritalin enthält Methylphenidat, ein Arzneistoff mit stimulierender Wirkung. Es wird vorwiegend bei ADHS eingesetzt (Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung). Das Präparat bewirkt eine Aktivierung der Kontrollfunktionen im Gehirn und eine Abschwächung der Bereiche, die der Entspannung dienen. Dadurch steigert es die Konzentrationsfähigkeit – und genau deshalb ist es auch für gesunde Menschen interessant. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht zu unterschätzen: es bestehen gesundheitliche sowie ethische Risiken. Da Suchtgefahr besteht, fällt das Ritalin unter das Betäubungsmittelgesetz.

Immer mehr gesunde Menschen lassen sich psychoaktive Medikamente verschreiben. Vor allem bei Studenten ist Ritalin ein beliebter Helfer im Prüfungsstress. Dieser Trend kommt aus den USA. Dort hat rund jeder vierte schonmal Ritalin, Modafinil oder Amphetamine ausprobiert. Aber nicht nur Studenten greifen zu der Wunderdorge: laut einer Studie der DAK hat bereits jeder 20. Arbeitnehmer zu leistungssteigernden Mittel gegriffen. Der Markt ist riesig: gemäß einer Studie von Novartis wird die Pharmaindustrie 600 neue Medikamente einführen, die die kognitiven Fähigkeiten verbessern sollen. Zwar sind diese ursprünglich für beispielsweise Alzheimer- Patienten vorgesehen, aber der Grau- und Schwarzmarkt wird die weitere Verbreitung ermöglichen.

Mediziner warnen vor dem hohen Suchtpotential. Bekannte Nebenwirkungen sind Herzrasen, Schlaflosigkeit, Appetitlosikeit, Nervosität und Blutdrucksteigerungen. Weiterhin können Fieber und Gelenkschmerzen, Halluzinationen, Krämpfe sowie Atemlähmung auftreten. Bei längerer Einnahme kann das Herz geschädigt werden und beim Absetzen der Präparate können Depressionen und Psychosen auftreten. Die Langzeitschäden sind noch kaum erforscht. Nicht unerheblich ist außerdem die Frage, ob die Einnahme der Pillen aus ethischen Gesichtspunkten vertretbar ist. Doping ist im Sport nicht erlaubt, warum sollte es also in Hörsälen und Büros in Ordnung sein? Ein interessanter Artikel hierzu findet sich bei der ZEIT Online -> “Ich bin ein Zombie, und ich lerne wie eine Maschine

Ob Ritalin die Leistung tatsächlich verbessern kann, ist umstritten. Das Urteilsvermögen ist nach der Einnahme dieser Präparate eingeschränkt, so dass man sich durch den hervorgerufenen Euphoriezustand subjektiv für besser einschätzt, als man wirklich ist. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Qualität des Wissens durch sog. „Brain-Enhancer“ nicht beeinflusst werden kann, die Quantität allerdings möglicherweise schon. Eine Studie der Cambridge University kam zu dem Schluss, dass das Arbeitsgedächtnis unter Einfluss von Ritalin zwar eine bessere Leistung vollbringt, man aber zu einem “Tunnelblick” neigt und somit nicht mehr alle relevanten Informationen berücksichtigt. Impulsive, überstürtzte Antworten waren das Resultat.

Ärzte sind sich einig, dass das Hirndoping überschätzt und die Risiken unterschätzt werden. Also Finger weg von der vermeintlichen Wunderdroge!