Magersucht (Anorexia)

Abgelegt unter: Abnehmen,Medikamente von Claudia am 19 June 2011 um 21:42 Uhr

ist eine fehlerhafte Bezeichnung für die Krankheit, die allgemein zur Problematik der Ess-Störungen gehört. Die neulateinische Übersetzung des Krankheitsbildes der „Anorexia“ bedeutet Appetitlosigkeit. Jedoch wird vom Betroffenen großer Appetit verspürt, aber verleugnet. Dadurch kommt es zu einer erheblich reduzierten Nahrungsaufnahme. Es resultiert die drastische Gewichtsabnahme, beziehungsweise das Halten von extrem niedrigem Körpergewicht.
Magersucht ist psychosomatisch und kommt durch körperlich-psychische Wechselwirkungen zustande. Betroffene grenzen sich meist aus ihrer Umwelt ab und leben isoliert von Freunden und Familie. Ihr Essverhalten reduziert sich teilweise auf 5% der normalen Kalorienzufuhr. So kommt es vor, dass sie sich täglich nur einen halben Apfel oder lediglich in Eiswürfel eingefrorene Kuchenkrümel gönnen.

Die Krankheit verursacht eine Vielzahl von Symptomen. So frieren Magersüchtige deutlich mehr, da isolierende Fettreserven fehlen. Der Körper reagiert darauf in extremen Fällen mit verstärktem flaumartigen Haarwuchs, beispielsweise am Rücken.
Weitere Symptome sind trockene schuppige Haut, Ödeme in der Unterhaut, Konzentrationsschwäche, Ausbleiben der Monatsblutung / bei Männern Verlust der Potenz, Zahnausfall, ständige Muskelschwäche, langsame Herztätigkeit und niedriger Blutdruck.

Ursächlich sieht man einerseits das extreme Schönheitsideal – vor allem propagiert durch TV und Internet. Andererseits können auch verschiedene Familiäre Situationen oder Probleme mit Selbstbehauptung zu Magersucht führen. Dabei ist die Ursache ein Ohnmachtsgefühl, gepaart mit übermässigem Wunsch den eigenen Körper zu kontrollieren. Ausserdem gibt des die „Theorie der Abwehr sexueller Wünsche“, bei der es zu einer Entwicklungskrise kommt. Der Wunsch nach der heilen Kindheit tritt hierbei wieder ein.
Am Beginn steht meist eine Diät, die beim angestrebten Gewicht jedoch nicht beendet wird. Der Betroffene nimmt seinen Körper falsch war und nimmt immer weiter ab. Aus einer angestrebten Gewichtsreduktion von 5 kg werden schnell deutlich mehr. So hungern sich magersüchtige bis zum lebensbedrohenden Untergewicht.

Fünf Millionen Deutsche leiden an Untergewicht, davon sind mindestens 75% akute Fälle.
Befragungen von Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zeigen eine große Bereitschaft zum Untergewicht. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Mädchen im Alter von unter 10 Jahren bereits Diäterfahrung sammeln. Von etwa 70% der befragten erwachsenen Frauen wird ein Gewicht unterhalb des BMI am attraktivsten empfunden. Die oftmals sehr intelligenten, meist 15- bis 25-jährigen Frauen kommen meist aus Mittel- oder Oberschicht. Mit etwa 5% sind Männer betroffen. Tendenz steigend.

Das Internet gibt vielen Magersüchtigen weiteren Halt und propagiert Magersucht als extremes Schlankheitsideal oder sogar Lebensstil, auch „Thinspiration“ genannt. Anhänger der Pro-Ana Website tauschen sich dort über radikale Maßnahmen aus und deklarieren ihre Macht über den Körper als Souveränität, der gegen Einflüsse der „feindlichen Umwelt’ geschützt werden muss. Die Magersüchtigen motivieren sich gegenseitig mit Gewichtsvergleichen, veröffentlichen Tagebücher in dem nur das Thema Gewichtsverlust eine Rolle spielt. In der Rubrik „Briefe an Ana“ wird die Krankheit zu einer ideal manifestierten Freundin.Eine Heilung wird kategorisch abgelehnt.
Pro-Ana begeisterte wollen entweder verzweifelt dünner werden oder gehören zu der Gruppe, die nach einer Therapie in das Krankheitsbild zurückfallen.

Therapiert wird die Erkrankung ausschließlich psycho-therapeutisch. Dabei kann eine ambulante Behandlung oder Klinikaufenthalt gewählt werden. In Einzelsitzungen oder im Gruppengespräch werden Probleme und Ursachen, sowie Verbesserungsmöglichkeiten angesprochen.
Ausserdem versuchen Therapeuten, ein gesundes Verhältnis zur Ernährung wieder aufzubauen, in dem man miteinander kocht und isst. Dabei zeigt sich oft, dass Patienten die Nahrung nicht abschlucken, sondern lediglich zerkaut im Mundraum belassen, oder aber zum Beispiel in Taschen oder den Therapieräumen verstecken.
Desweiteren gibt es Ansätze zur besseren Körperwahrnehmung, wobei bespielsweise Körperkonturen abgezeichnet oder Fotografien gemacht werden. Zusätzlich versucht man die Ursachen der Magersucht, Bindungsunsicherheit und Selbstwertgefühl zu bekämpfen.

In der Öffentlichkeit erregte in den letzten Jahren eine Plakat-Kampagne gegen Magersucht große Aufmerksamkeit. Der Fotograf Olivier Toscani bildete das nackte französische Model Isabelle Caro ab. Die Plakate der abgemagerten jungen Frau wurden in den Modemetropolen Mailand, Rom und Paris in die Straßen gehangen, um die Mode-Industrie wach zu rütteln. Isabelle Caro erkrankte bereits mit 13 Jahren und schrieb 2008 eine Autobiographie mit dem Titel „Das kleine Mädchen, das nicht dick werden wollte“. Das Model mit 164cm Körpergröße und einem Gewicht von 31kg – BMI 11 – starb 2010 an einer Lungenentzündung.