Vorsicht nach langem Hungern

Abgelegt unter: Gesundheitstipps von Claudia am 29 April 2011 um 21:43 Uhr

Zellen können durch Überflutung mit Elektrolyten überfordert werden

Wer lange sehr bzw. extrem wenig gegessen hat, darf nicht unkontrollierte Nahrung erhalten, sonst kommt es zu lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisungen.

Als Test hat der US-Magier David Blaine vierundvierzig Tage lang – eingeschlossen in einem Glaskasten – keinen Bissen zu sich genommen. Während dieser Zeit bekam er natürlich große Gelüste auf Essen, v.a. auf ein Omelette, aber darauf musste er verzichten.

Es ist wichtig, zuerst die Elektrolyt-Spiegel auf Normalwerte zu bringen und dann schrittweise mit der Nahrungszufuhr zu beginnen. Das hat Prof. Lochs von der Charité in Berlin bei einem Kongress über klinische erwähnt.

Er führte an, dass besonders vom 2. Weltkrieg das Phänomen des Overfeeding bekannt ist. Damals konnte es dabei vorkommen, dass ein extrem abgemagerter Gefangener von seinen Befreiern eine Tasse gezuckerten Tee bekam und tot zusammenbrach, nachdem er getrunken hatte.

Heutzutage sind hauptsächlich Menschen gefährdet, die durch chronischen Alkoholismus, Anorexia nervosa oder ein Tumorleiden extrem mangelernährt sind oder bei denen es zu einem raschen Gewichtsverlust gekommen ist. Durch Operation, Hungerstreik oder eben ein spektukaläres Experiment wie dem Magier Blaine.

Wie anfällig solche Menschen sind, hat Prof. Lochs einmal bei einer Alkoholkranken erlebt: Die Patientin, 66 Jahre alt, wurde mit einem Körpergewicht von 42 kg, Ödemen und stark erniedrigtem Albuminspiegel in die Klinik gebracht.

Jahrelang hatte sie nach Schätzungen nicht mehr als 1000 kcal pro Tag zu sich genommen. Über eine Sonde erhielt sie zusätzlich zur oralen Nahrungsaufnahme Nährstoffe bis zu einem Endwert von täglich insgesamt 2800 kcal – zu viel, wie Lochs mit seiner heutigen Erfahrung betont. Denn zwar verlief anfangs alles glatt, aber am 5. Tag traten – für die Patientin sehr erschreckend – eine ausgeprägte Muskelschwäche und Zittern auf.

Hervorgerufen wird das Overfeeding-Syndrom durch massive Elektrolytverschiebungen: Abrupt überflutet ein reichliches Angebot an Ionen wie Phosphat, Kalium und Magnesium die daran verarmten Zellen. Besonders gravierend kann sich das auf den Herzmuskel auswirken, bis hin zu Rhythmusstörungen.

„In der Erholungsphase ist das Herz anfälliger als während der Hungerzeit“, so Lochs. Weitere häufige Symptome sind Krämpfe, Schwäche, Paralyse, Parästhesien, Gerinnungsstörungen und Rhabdomolyse.